Lisa in der Marsh bei Valemount
Erlebnis & Natur

So viele verschiedene Arten von Schnee

By on Januar 30, 2017

Dies ist mein erster Winter in Kanada und ich muss sagen, dass meine Erwartungen in diesem Land der Gletscher und des Frost vollständig erfüllt worden sind wenn es um Schnee geht. Sicher bin ich kein Experte, mitten in Deutschland aufgewachsen, wo wir schöne Hügel haben, aber keine wirklichen Berge, kann ich noch nicht mal Ski fahren. – Aber ich schätze guten Schnee.

Und der Schnee hier ist wirklich faszinierend. Die fallenden Schneeflocken können weich oder hart sein und alles kann so unterschiedlich aussehen, je nachdem ob er frisch oder alt, leicht oder matschig ist. Die Welt kann wechseln zwischen einem wilden unnachgiebigen Schneesturm an einem Tag und einem in der Sonne glitzernden weißen Märchenland, geschmückt mit Eiszapfen, am nächsten Tag.

Auch wenn ich noch keine wirklich hohen Schneeverwehungen gesehen habe (ich dachte, dass ich mich ab und zu mal aus der Haustür herausgaben muss), ist der Schnee doch viel höher als ich es von Zuhause gewohnt bin. Er war definitiv viel höher als meine kniehohen Stiefel und ich konnte endlich einmal wieder das seit meiner Kindheit vermisste Gefühl von schmelzendem Schnee im Schuh und nassen Socken erleben. – Ein Gefühl, dass den Wunsch nach einer heißen Tasse Tee lebendig werden lässt, einfach um wieder warm zu werden.

Eine ganz neue Erfahrung ist auch das Gefühl regelrecht eingefrorener Nasenlöcher bei minus 30 Grad. Zum Glück habe ich mittlerweile die Kunst erlernt, meinen Schal bis hoch oben um Nase und Mund zu ziehen, und zwar fest genug, so dass er nicht wegfliegt und locker genug dass ich noch atmen kann.

Den kanadischen Winter habe ich mir immer lang, dunkel und kalt vor gestellt und doch kam mir nie in den Sinn, es auszuprobieren. Bis jetzt. Jetzt bin ich hier und zwei Kältewellen mit mehr als minus dreißig Grad Celsius ist etwas, das ich wirklich vorher noch nie erlebt habe. Tatsächlich sagen viele Leute hier in Valemount, dass es schon sehr lange nicht mehr über einen längeren Zeitraum hinweg so kalt gewesen ist. – Kälter als am Nordpol, wow! Auch zwei Elche habe ich gesehen, direkt am Highway 5, etwa 4 km nördlich von Valemount. Auch dies ist, so sagen die Valemounter, mittlerweile eine sehr seltene Sache.

Das macht der Schnee: Zugefrorene Fenster!

Auch völlig neu war die Erfahrung, dass die Fenster eingefroren sind, dass sie sich beim besten Willen nicht öffnen lassen. Und es gibt nichts, was man tun kann, außer sie mit einem Fön auf maximaler Temperatur zu attackieren und die langsam schmelzenden Eiskristalle zu bewundern. Natürlich nur, um sich dann übermäßig dumm und weinerlich vorzukommen und einfach aufzugeben. – Frische Luft wird sicher überschätzt, nicht wahr? Übrigens, sobald die Fenster wieder geöffnet werden konnten, kam kiloweise frischer Pulverschnee ins Haus gepurzelt und ich hatte das seltene Vergnügen, Schneebälle aus im Inneren des Hauses durchs Fenster nach draußen zu werfen.

Wenn es um Schnee geht, scheint Valemount jedenfalls der perfekte Ort zu sein. Natürlich habe ich noch längst nicht alles gesehen, das war bisher nur ein kleiner Einblick. Aber Kältewellen zu erleben, durch harte Schneekrusten zu brechen, auf dick gefrorenem Eis über riesige Seen zu laufen, einen Schneesturm mitzumachen und den Unterschied zwischen Schneeregen, Schneematsch, Eisschlamm kennengelernt zu haben, ist ein guter Anfang. Der Ort ist definitiv der richtige, um Schnee-Engel zu machen und Iglus und Schneemänner zu bauen.

So viele Wörter für Schnee!

Und selbst wenn der Kulturanthropologe Franz Boas vielleicht doch nicht ganz recht hatte, wenn er sagt, dass die Inuit 200 verschiedene Wörter für Schnee haben: Es sind schließlich auch die verschiedenen Variationen und Zusammensetzungen von Wörtern, die nicht nur den Schnee selbst beschreiben, sondern auch die Aktivitäten, die sich um ihn herum gebildet haben und das Wetter, das zu ihm führt. Ich persönlich finde, dass die Menschen von Valemount schon eine ganz ordentliche Terminologie haben wenn es um Schnee geht. Und einige dieser Wörter sind dann auch in diesen Zeilen zu finden.

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